“Veränderte Zeiten – veränderte Berufung?”

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„Experten können uns alles in der objektiven Welt erklären, aber wir verstehen unser eigenes Leben immer weniger. Kurzum: Wir leben in der post-modernen Welt, wo alles möglich ist und so gut wie nichts gewiss.“
Vaclav Havel, Ex Präsident der Tschechischen Republik, Club of Rome
Ich beschäftige mich gerade mit dem Thema Berufung und merke, dass sich das Verständnis im Vergleich zu früheren Zeiten verändert, besonders bei jungen Leuten. Zwar sind die Wege die eigene Berufung zu finden und zu verwirklichen wahrscheinlich so verschieden, wie es Menschen auch sind. Doch bei aller Unterschiedlichkeit gibt es wiederkehrende Themen, Herausforderungen und Muster, die sich gleichen. Hat Berufung in der Bibel oft den Charakter des Herausrufen von einer sicheren Situation (Beruf, Familie etc.) in eine unsichere Berufung Gottes, so zum Beispiel bei Abraham, vielen Propheten oder auch den Jüngern Jesu, so stelle ich fest, dass in der letzter Zeit viele ein umgekehrtes Verständnis von Berufung haben. Sie suchen nach Sicherheit in einer unsicheren Zeit. In einer Zeit der Möglichkeiten und Optionen, in einer Zeit der großen Finanzkrisen, in einer Zeit der Globalisierung, in einer Zeit der veränderten Familienformen, in einer Zeit der Bildungsumbrüche, in einer Zeit, in der viele Antworten nicht mehr tragen, suchen junge Menschen ihren Weg, ihre Berufung, die ihnen in all den Veränderungsprozessen Sicherheit gibt. Berufung bedeutet dann also raus aus der Unsicherheit und rein in die Sicherheit. Das finde ich sehr spannend und mich würde interessieren, ob du das auch so beobachtest? Was sind deine Gedanken, Erfahrungen, Beobachtungen dazu? Welche Rolle spielt Berufung für dich und dein Umfeld?

21 Comments

  1. Anonymous

    Sicherheit? Gibt es die denn? Und wenn es sie gibt, wer kann 100% sicher sein, dass es keine wahnhafter Selbstbetrug ist? Doch selbst wenn sicher ist, dass es keine (letzte, absolute) Sicherheit gibt, so wäre auch diese Sicherheit letztlich unsicher. Allenfalls eine “Ahnung” (durch die “Ahnen”?) bleibt. Und wer eine Ahnung hat ist besser dran als der Ahnungslose. Insofern macht es Sinn, auf den Ruf der “Ahnen” zu hören, und das Experiment einzugehen einen Vorschuss an Vertrauen zu wagen – so wie sie selbst – um der Zukunft willen, und um zu erfahren: Es stimmt. Ich bin berufen.

    Viele sind berufen. Und auch wenn die Zukunft unsicher bleibt, lohnt es sich weiter zu vertrauen, statt zu resignieren. Denn nur wenn ich ins Ungewisse vertraue, erfahre ich, erfahren wir was “sicher” ist.

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  2. Spannende Perspektive… ich würde dir zustimmen in deiner Analyse, dass unsere junge Generation auf der Suche nach Sicherheit ist. Stellt sich nun die Frage, ob Gott sich in seiner Art und Weise Menschen zu berufen, unserer Zeit anpasst, oder ob wir da auf der falschen Fährte sind und Berufung heute immer noch viel stärker ein Ruf in die Unsicherheit ist als wir uns das wünschen.

    Allerdings denke ich auch, dass viele sich auch gerne in eine unsichere Situation (in Bezug auf Finanzen, Gesundheit etc.) berufen lassen würden – Hauptsache, die Berufung selbst ist eindeutig, klar und sicher. Es braucht sozusagen eine Grundsicherheit, damit ich unsichere Situationen meistern kann (vllt. diese Ahnung, von der mein Vorredner spricht).

    Vielleicht sollten wir diese Grundsicherheit aber weniger in einer “speziellen, klaren Berufung” suchen als vielmehr in Gott selbst und seiner Zuwendung und Zuneigung zu uns.

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  3. Anonymous

    Es gibt keine Sicherheit. Die Sicherheit von heute kann morgen ein Trümmerhaufen sein. Es gibt den Frieden Gottes über einer Berufung. Das denke und das gehe ich. Ja.

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  4. Sehr interessanter Gedanke. Ich bin mir nicht ganz sicher was mit Berufung in die Sicherheit gemeint ist. Bei jungen Menschen (ich bin 24 und schließe mich mal einfach mit ein) beobachte ich vor allem die Suche nach einer Entscheidungshilfe bzw. einer Vorgabe für den weiteren Lebensweg. Die Sicherheit den “richtigen” Weg zu gehen ist dabei aber wichtiger als die Sicherheit des Weges selber. denke ich zumindest

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  5. Danke, sehr interessant. Vor allem, das bei Sicherheit oft schnell an “materielle Sicherheit” gedacht wird. Das gehört sicher dazu, habe ich aber bei vielen Jugendlichen nicht so wahrgenommen, da war es eher eine “innere Sicherheit” das richtige zu tun.
    Die Frage nach der Entscheidungshilfe ist auch sehr wichtig, da bin ich mir noch nicht so sicher, was das heißt und wie die aussehen kann…

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  6. Lehrer

    Sicherheit, gibt es die bei unserem Gott? Ich denke es gibt Vertrauen, Verlässlichkeit, Zutrauen…offene Arme, …
    Berufung, ja die Geschichte von Abraham ist schon spannend. Warten wir Christen nicht manchmal auf solch eine Berufung und sehen unsere Berufung nicht. Ich denke Berufung findet für viele Christen zur Zeit in dem statt wo sie sich befinden. Berufung Christsein im Beruf aufleuchten, durchscheinen zu lassen. Ich bin Lehrer und wie spannend ist es mein verhalten gegenüber meinen Schülern, meinen Kollegen, meiner Schulleitung von Gott neu hinterfragen zu lassen. Da heißt es: “Weg von alten Wegen…”
    Oder in der Familie, mein Umgang, meine Einstellung zu meiner Frau meinen Kindern.. auch hier sind neue Wege nötig. Licht sein in meinem Umfeld nicht nicht nur in der Gemeinde…. Alltagschristsein anstatt Sonntagschristsein. Ich bin kein Theologe, aber wir sind nicht nur dazu das Menschen zu bekehren, sondern mitzuhelfen, dass ihr Leben gelingt, dass sie sich entwickeln, reifen.

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  7. Berufung ist meines Erachtens noch ein zu selten benutztes Wort. Man spricht von Beruf aber nicht von Berufung. Im Beruf ist das Herz ausgeschlossen. In Berufung sind die Anweisungen Gottes eingeschlossen.
    Der Berufung nachzugehen ist sehr herausfordernd, da man auf das Selbst verzichten muss (Mt 16,25, Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren).
    Es gehört dazu, sich zu demütigen. Es gehört dazu, die Stimme Gottes durch den Heiligen Geist zu vernehmen. Und wir brauchen Menschen mit prophetischen Gaben, die Richtungen, Anweisungen und Korrekturen weitergeben.
    Warum es sich “lohnt” der Berufung nachzugehen?
    1. Wir gefallen Gott! Jeder Elternteil freut sich, wenn Kinder Anweisungen beachten und umsetzen
    2. Wir leben aus dem Baum des Lebens, durch den Dialog mit dem Heiligen Geist. Aus dem Baum der Erkenntnis (und der Erfahrungen :-)) zu leben führt zu Mediokrität.
    3. Wir leisten unseren Beitrag, dass der Wiederkehr von Jesus näher rückt.
    Lasst uns weg von Fokussierung auf Selbst und die göttliche Perspektive in unserem Leben wirken lassen. Dann werden wir das Salz der Erde sein! Hmmm!

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  8. Anonymous

    @tobi faix:
    Seit ich 19 Jahre alt bin bin ich damit beschäftigt Kinder zu erziehen und allem gerecht zu werden, alles richtig zu machen. Es ist nicht zu schaffen. Mit Sicherheit. Frieden schöpfe ich daraus, dass irgendwann alles vorbei sein wird – sehr beruhigend.

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  9. Henriette

    Mir hat das Buch von Os Guiness – Von Gott berufen – aber wozu? (Hänssler, 2000) den Horizont über das Thema sehr erweitert.

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  10. @anonym: ja, darüber habe ich mich gerade mit meiner Frau unterhalten: Berufung & Familie – ein ganz spannendes Thema! 🙂

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  11. Anonymous

    @tobi faix Ja Berufung & Familie. Genau das ist oft nicht einfach. Wie groß darf Berufung werden, wenn dafür der Nachwuchs geopfert wird? Kann das nicht auch ein Trugschluss sein? Ich kann wunderbar allein vor Gott zu einem Egoisten erster Güte heranreifen und dafür sogar Kinder im Stich lassen – denn ich bin berufen – um dann irgendwann zu merken, dass es ein Egotrip und keine Berufung war. Mit Familie ist die erste Berufung für das Leben verfügbar zu bleiben welches man in die Welt gesetzt hat auch wenn man SICH dabei aufgeben muss. Heisst es nicht:”Wer sein Leben erhalten will, … .” ?

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  12. “Mit Familie ist die erste Berufung für das Leben verfügbar zu bleiben…”
    Ich denke, dass dies ein Schlüsselsatz ist und eine große Herausforderung. Eine ganze Generation vor uns hat diesen Satz oftmals nicht gelebt und hat eine Generation von Kindern hinterlassen, die voller Unsicherheit danach fragen…

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  13. Anonymous

    @tobias faix: “Eine ganze Generation vor uns hat diesen Satz oftmals nicht gelebt und hat eine Generation von Kindern hinterlassen, die voller Unsicherheit danach fragen…” Ich weiß nicht. Ich sehe eben gerade jetzt mit Schrecken, wie sich alles entwickelt. Erzieher und Lehrer bestätigen es. Damals gab es wenigstens noch viele Mehrkind-Familien und wenn es daheim schwierig wurde, gab es draußen genug Freunde. Jetzt ist das wesentlich schwieriger und es gibt mehr Isolation und Stubenhocker. Entweder sind die Kinder überbehütet, das aber wiederum eher fasadenhaft (mein Eindruck) oder sie sind emotional und auch sonst sehr verlassen. Es entwickeln sich ungesunde Extreme. Ausgrenzung aufgrund sozialer Unterschiede passiert schon im Kindergarten. Das war früher nicht so stark bis gar nicht ausgeprägt.

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  14. Anonymous

    Das ist die Sache von uns allen im Umgang mit dem Nächsten. Menschen leben das was im Herzen ist. Also ist es eine Frage der Bewusstseinsbildung? Ich denke immer: “Was kann ich schon tun?” Aber ich hab eingegriffen in einem Fall weil ich gar nicht anders konnte. Es ist unsere Sache im Umgang mit dem Nächsten und im Umgang mit der Politik unser Hinterfragen von Bildungspolitik. Schule prägt. Hitler und auch die DDR-Zeit haben gezeigt, dass die Gemeinschaft, und nicht nur das Elternhaus, eine ganze Generation prägen kann. Es gibt immer zwei Seiten, also auch immer die positive Seite. Grundversorgung in den Bildungseinrichtungen mit Obst, mit Milch. Es gibt Kinder die haben bereits in der Kindergrippe kein ordentliches Frühstück. Ich hab das direkt erfahren. Es gibt Kinder deren Eltern können das Mittagessen nicht tragen. Die packen mittags ein Nutellabrot aus. Was nutzt die Erhöhung von Kindergeld? Ab mit dem Geld in die Bildungseinrichtungen. Bewusstes Gegensteuern gegen soziale Unterschiede an diesen Orten. Das sind spontane Gedanken. Vielleicht sind sie falsch aber es sind meine.

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