“Nutella für Kinder – nicht von Kindern. Gibt es eine Chance für Fairrero?”

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Gestern fand der Micha-Informations-und Aktionstag der Micha InitiativeMarburg statt, an dem über 33 000 Unterschriften für ein faires Nutella dem Ferrero Konzern übergeben wurden. Die Veranstaltung wurde am Nachmittag mit verschiedenen Workshops „Schokoladenträume“ oder „Sich als Alltagsprophet für mehr Gerechtigkeit engagieren“ eröffnet. Nach einem Stehempfang gab es eine Reihe guter Grußworte vom Marburger Bürgermeister Dr. Franz Kahle, Propst Helmut Wöllenstein, EKKW; Karl Böttner von der Ev. Allianz Marburg und dem Kreistagsvorsitzender von Marburg Biedenkopf Detlef Ruffert . Musikalisch umrahmt wurde der Abend von Mischa und Pete (stadtklangfluss), dazu gab es einige Videobeiträge, die die ganze Kampagne begleiteten. Inhaltlich gab es einen ethischen Impuls, der die Spannung zwischen den ökonomischen Interessen der Konzerne, dem Konsum der Konsumenten und den Herstellerländer im Kontext der Globalisierung aufzeigte. Neben dem Höhepunkt der Übergabe der über 33 000 Unterschriften an Ferrero gab es eine Podiumsdiskussion mit Michael Gahler (Europaabgeordneter, Brüssel), Dr. Franz Kahle, Almut Feller (Ferrero Deutschland, Leiterin Institutional & Corporate Affairs), Helmut Heiser (Pfarrer), Dieter Overath (Fairtrade Deutschland) und Iris Degen (Weltläden Hessen). Die sehr unterhaltsame Moderation führte Prof. Dr. Harald Jung (Deputy Chairman, Gesellschaft zur Förderung von Wirtschaftswissenschaften und Ethik) durch. Dieter Oberrat erklärte die grundsätzliche Problematik der ‚Aldisierung’ in Deutschland (93% der Deutschen kaufen bei Discountern), dass für Luxusartikel (Auto, Handy etc.) viel Geld ausgegeben wird, aber für Lebensmittel kaum. Und obwohl Fairtrade Produkte im Jahr 2012 einen Wachstum von 33% hatte und das Fairtrade Siegel einen Bekanntheitsgrad von 80% hat, ist der Anteil des Fairen Handels in der Schokoladenindustrie bei 0,2%! Das ist unglaublich. Iris Degen stellte sehr deutlich heraus, dass das Ziel sein muss, ausbeuterische Kinderarbeit zu beenden, dazu reichen die bisherigen Bemühungen von und Ferrero bei weitem nicht aus. Die Lösung sei die Stärkung von Kleinbauern durch höhere und feste Preise. Almut Feller erwiderte darauf, dass es Ferrero immer faire Preise zahle und dass in vielen Ländern ein Preis festgelegt wurde, den Ferrero meist noch überbiete. Wer nicht das Fairtrade Label auf seinem Produkt hat, der müsse nicht zwangsläufig unfair sein. Dies wurde nicht unwidersprochen gelassen und so wogte die Diskussion hin und her. Grundsätzlich stellte Almut Feller heraus, dass Ferrero ein traditionelles Familienunternehmen sei, welches ein höchstes Maß an ethischen Sozialverhalten an den Tag lege, sowohl für die Werke in Deutschland als auch für die Arbeiterinnen und Arbeiter weltweit. An diesen warmen Worten wird sich Ferrero in den nächsten Monaten messen lassen müssen, denn die Kampagne ist erst am Anfang. Der heutige Abend glich einer „liebevolle Umarmung“ für Ferrero, aber die Bürgerinnen und Bürger sind mittlerweile mündig genug, dass sie die gesprochenen und versprochenen Worte sehr ernst nehmen und die Protagonisten sich daran in der Zukunft messen lassen müssen.
Gelobt wurde von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern die gute Atmosphäre der ganzen Kampagne und an dem Tag. Knapp 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen, diskutierten engagiert mit und sind gespannt, wie es weiter geht. Zum Abschluss gab es für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Diskussionsrunde die Gerechtigkeitsbibel geschenkt.
Zum Abschluss noch eine Liedzeile von Mischa Marin:
Wenn nicht wir
Endlich aufstehen
Endlich losgehen
Wir alle sind Propheten
Wenn nicht wir

Bericht von dem Tag.

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