„Berufung: Der rote Faden deines Lebens. Part 4: Kleiner Glaube – großer Gott oder warum man seine Berufung kaum überhören kann.”

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„Gott beruft alle gleich und jeden besonders“, so könnte man die Berufungsgeschichten aus der Bibel treffend zusammenfassen. Dass Berufung ein wichtiges Thema für Gott und die Menschen ist, kann man daran erkennen, dass die Bibel voller Berufungsgeschichten steckt. Ich glaube, das liegt daran, dass Berufung in der Bibel stark auf der Beziehungsebene liegt und die tiefe Verbundenheit zwischen Gott und Mensch ausdrückt. Gott liebt den Menschen und möchte, dass es ihm gut geht, dass er sein Potenzial ausschöpft, und deshalb beruft er ihn. Wie dies geschieht, spielt in der Bibel eher eine untergeordnete Rolle, denn es geschieht immer auf unterschiedliche Art und Weise. Oft ist es so, dass der angerufene Mensch gar nicht richtig hört und sich nicht sicher ist, ob er dieses Rufen Gottes auch verstanden hat. Das hängt meist mit der Frage nach der eigenen Identität zusammen, der Wahrnehmung der eigenen Stärken und Schwächen und dem Persönlichkeitsprofil. Sehr menschlich? Durchaus, deshalb hat Gott auch sehr viel Geduld mit uns Menschen. Er traut ihnen scheinbar mehr zu als sie sich selbst.
Kann ich meine Berufung überhören?
„Gott beruft jeden besonders, und jeder versteht es.“ Viele Menschen, mit denen ich beim Thema Berufung zu tun habe, haben Angst, sie könnten den Ruf Gottes für ihr Leben überhören. Diese Angst ist verständlich und sie ist sicher begründet in einer Urangst des Menschen, das Entscheidende zu verpassen. Aber interessanterweise spielt die Tatsache, dass Menschen Gottes Berufung nicht hören oder sie missverstehen, kaum eine Rolle in der Bibel. Ja, es ist geradezu umgekehrt: Die angesprochenen Menschen verstehen Gott (in seiner ganz unterschiedlichen Art), sind sich allerdings nicht sicher, ob sie diesen Ruf überhaupt annehmen wollen oder können. Manche laufen vor ihrer Berufung sogar einfach davon, wie der Prophet Jona. Der aber doch von Gott eingeholt wurde. Daraus lässt sich schließen, dass wir ganz beruhigt sein können: Wir werden Gottes Berufung für unser Leben schon verstehen, auch wenn Gott nicht immer auf die Art und Weise beruft, wie wir es uns vorstellen.
Im Rückblick ist man schlauer – auch in der Bibel
Manchen Menschen in der Bibel war sehr klar, was ihre Berufung bedeutet (z. B. den Propheten), anderen gar nicht (z. B. Abraham oder im Neuen Testament den Jüngern Jesu). Sie sind einfach dem Ruf Gottes gefolgt und haben erst im Rückblick verstanden, was Gott mit ihnen vorhatte, was ihre Berufung überhaupt war. Wieder andere sind in ihre Berufung reingewachsen (David oder Josef) und ihnen wurde erst mitten im Leben klar, was Gott mit ihnen vorhat. Anderen wurde zwar gesagt, was ihre Berufung ist, aber sie haben erst viel später verstanden, was das eigentlich für ihr Leben bedeutet (z. B. Petrus). Das klingt zwar nicht so, wie wir es uns manchmal vorstellen (Mythos: „Schrift am Himmel“), zeigt aber noch einmal deutlich, dass es nicht um die „sieben Schritte zur perfekten Berufung ohne Anstrengung“ geht, sondern um dein Leben und deine Geschichte mit Gott. Auch im Neuen Testament waren die Berufungsgeschichten nicht die reinen Erfolgsgeschichten, denn Jesus hat seine Nachfolger ganz schön herausgefordert, als er sie aus ihrem Alltag, ihrem Beruf, ja sogar aus ihren Familien herausrief. Damit waren einige überfordert, was ich ehrlicherweise auch gut verstehen kann. Aber es war für viele auch der Anfang eines wunderbaren Lebens mit Jesus, dem Sohn Gottes, wie beispielsweise für den Fischer Petrus (Lukas 5,1-11) oder den Zolleinnehmer Levi (Lukas 5,27-32). Dabei wird klar, dass Berufung für die beiden etwas mit Nachfolge zu tun hat, und ich glaube, dass dies bis heute so ist. Jesus beruft uns zuallererst in seine Nachfolge (und die ist herausfordernd genug), und dann in eine besondere Aufgabe (die wir dann erkennen können). Dazu traute er damals den Jüngern mehr zu als sie sich selbst. Und genauso geht er auch mit uns um: Er traut uns eine Menge zu und will uns auch die Befähigung dazu geben. Dazu hat er uns neben unserer Persönlichkeit und unseren natürlichen Gaben auch den Heiligen Geist gegeben, der uns auf übernatürliche Art und Weise begaben will (1. Korinther 12,3-11). Dabei sind wir nicht alleine, sondern Gott gebraucht dabei oftmals die Menschen um uns herum. Wir sind ein Teil einer größeren Gemeinschaft, einer größeren Geschichte Gottes, dem Leib Christi (1. Korinther 12,12-31; Römer 12,3-8). Das zu wissen, entspannt ungemein, genauso, dass ihn bisher alle, die er berufen hat, auch verstanden haben, auch wenn es bei manchen etwas länger gedauert hat.

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