Am 22. März 2014 ist es wieder soweit, der 7. Marburger Studientag Gesellschaftstransformation findet statt. Nach dem letztes Jahr der Yale Professor Miroslav Volf da war, wird es dieses Jahr unter dem Thema „Grenzen überwinden – ganzheitlich dienen“ etwas praktischer. Es ist interessant wahrzunehmen, dass sich viele Gemeinden in der „Bürgerlichen Mitte“ tummeln (egal ob Kirche oder Freikirche) und darüber hinaus so mit sich selbst beschäftigt sind, dass sie da auch kaum herauskommen. Dabei ist das Evangelium für alle da, aber die Grenzen zwischen den Milieus können immer schwerer überwunden werden. So ist es nicht verwunderlich, dass die Kirchen und Gemeinden nicht wachsen, ja viele sogar schrumpfen. In vielen Gebieten der Welt boomen dagegen Kirchen und christliche Gemeinden, so auch in Äthiopien — die Anzahl der evangelischen Christen hat sich dort im letzten Jahrzehnt fast verdoppelt. Dabei ist die Situation nicht einfach, da sich Christen mit Armut und einem aufstrebenden Islam auseinandersetzen müssen. Aber genau dies stärkt die Gemeinden, die sich aktiv in ihren Stadtteil einbringen und Verantwortung für die Mitbürgerinnen und Mitbürger übernehmen. Eine Frage an unserem Studientag ist: Was können wir von den Geschwistern in Äthiopien lernen? Mit dem Wissen, dass unsere westliche Situation in Deutschland ganz anders ist, wollen wir uns von Michael Shiferaw herausfordern lassen, unseren Glauben zu schärfen, und hinterfragen, wo wir uns als Gemeinde vielleicht selbst Grenzen gesetzt haben, die Gott gar nicht möchte. Monika Deitenbeck-Goseberg wird dieses Thema der selbst gesetzten Grenzen aufnehmen und ganz praktisch davon berichten, wie sie diese in ihrer Gemeinde Stück für Stück abgebaut hat und die Gemeinde nach außen und innen gewachsen ist. Wo stehen wir uns mit unseren Gewohnheiten und Traditionen selbst im Weg? Wie können wir eine Willkommenskultur in unseren Gottesdienten leben? Wie schaffen wir es, milieuübergreifend Menschen eine Heimat in unserer Gemeinde zu bieten? Diese und andere Fragen werden durch die Hauptreferenten, aber auch durch die Seminare und Praxisprojekte an diesem Tag aufgenommen und erarbeitet. Es wird ein spannender Tag.
Unsere Hauptredner:
Monika Deitenbeck-Goseberg (Lüdenscheid):In ihrer Gemeinde kommen Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen: von der Bürgerlichen Mitte hin zu Obdachlosen, Menschen mit Behinderungen und Jugendlichen. Wie gelingt das? Monika Deitenbeck-Goseberg wird in ihrer frischen und ermutigenden Art Einblick geben, wie selbstgesetzte Grenzen in der Gemeinde so abgebaut werden können, dass unterschiedliche Menschen sich zu Hause fühlen können. Monika Deitenbeck-Goseberg engagiert sich neben ihrer Pfarrtätigkeit in der Obdachlosenarbeit in Lüdenscheid, der »Rolli Disco« und bei gott.net.
Michael Shiferaw (Addis Abeba):Unter der Regierung von Haile Selassie war er als Christ Justizminister. In dem von unterschiedlichen Religionen geprägten Land, das eine urchristliche Geschichte hat, gehört Shiferaw zu den Brückenbauern. Er arbeitet mit Regierungsgremien und mit Gemeinden, mit NGOs und mit Initiativen. Sein Herz schlägt dabei besonders für die Kinder, denn sie haben Potential, ihr Land nachhaltig zu verändern. Shiferaw hat viele Jahre mit Compassion Gemeindeprojekte in Afrika aufgebaut, arbeitet eng mit der Evangelischen Allianz zusammen und hat gemeinsam mit anderen Christen ein Zentrum für Entwicklungszusammenarbeit gegründet. Shiferaw gehört weltweit zu den Christen, die man kennen lernen sollte. Mit Hingabe, Weitblick und einem reichen Erfahrungsschatz wird er den Studientag bereichern.
Infos über die Seminarinhalte:
1. »Ganzheitlich ein Land verändern heißt: mit den Kindern beginnen.« (Michael Shiferaw)
2. »Gebet für deine Stadt – Verheißungen einer Transformation und wachsenden Einheit geistlich aktivieren und was deine Gemeinde davon hat.« (Bernd Oettinghausen)
3. »Blutige Handys? Was der Coltanabbau im Kongo mit unseren Handy zu tun hat und wie wir die Gerechtigkeit Gottes in unserem Alltag besser leben können.« (Dr. Gisela Schneider)
4. »Gemeinsam mit Migranten Gemeinde bauen – Chancen und Herausforderungen.« (Thomas Milk und Omar Barboza)
5. »Lebe 58: Mit Jesaja 58 einen teilenden Lebensstil entwickeln. Interaktive und multimediale Exegese.« (Andreas Schuss)
6. »Der Engel der Kulturen. Anhand verschiedener Projekte und Beispiele soll praktisch überlegt werden wie christliche und muslimische Kinder und Jugendliche in einen gemeinsamen Dialog über ihren Glauben kommen.« (Sabine Rüter)
7. »Gemeinde und Kommune: Neue Partnerschaft entdecken. Wie christliche Gemeinden und Werke mit Wohnbaugesellschaften und Kommunen zusammen arbeiten können.« (Thorsten Riewesell & Team)
8. »Grenzenlose Freiheit? Warum Freiheit nicht ohne Grenzen, Gesetze & Rechtsprechung aufblühen kann.« (Dietmar Roller & Daniel Rentschler)
9. »Weltweite Partnerschaft: Aufeinander hören – voneinander lernen – Gemeinden im globalen Fokus.« (Steve Volke)
10. »Von der Transformation der Ortsgemeinde, oder die Quadratur des Kreises. Wie etablierte Gemeinden sich trotzdem verändern können.« (Klaus Schönberg)
Parallel zu den Seminaren:
11. Best Practice Room (Interaktive Ideenbörse): mit Tobias Müller und Praxisideen von Piero Scarfalloto: Interkulturelle Jugendarbeit und Daniel Wegner: Chillaui Cineplex – Evangelische Kirche interkulturell. Eigene Erfahrungen und Praxisbeispiele sind willkommen. Bitte anmelden bei tobias.mueller@m-b-s.org
12. Transformation studieren? Informationen über die beiden Studienprogramme Gesellschaftstransformation und Development Studies & Transformation. (Tobias Künkler, Tobias Faix & Thomas Kröck)
Daneben gibt es eine Fachausstellung, Posterpräsentation von Praxisprojekten, neue Bücher und vieles mehr…
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