„Öffentlich glauben in einer pluralistischen Gesellschaft – über ein Buch zur rechten Zeit“

Kultur & Glaube
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Kaum ein Tag vergeht an dem wir nicht über Religion und Glaube in der Öffentlichkeit diskutieren und leider oftmals im Negativen. Diese Woche kam die Übersetzung von Miroslavs Volfs Buch „Public Faith“ in deutsch heraus, das sich genau dieser Problematik widmet und darüber hinaus geht. Denn Volf geht es darum, wie wir Christen unseren Glauben öffentlich leben und kommunizieren können. Eine spannende, herausfordernde, anspruchsvolle aber überaus lohnende Lektüre. Denn christlicher Glaube ist keine Privatsache. Im Gegenteil: Das Evangelium hat höchste Relevanz für alle Aspekte und Dimensionen menschlichen Lebens und Zusammenlebens. Dazu dürfen Christen sich jedoch nicht ängstlich in die Privatsphäre von Heim und Gemeindeleben zurückziehen. Vielmehr sollten sie sich in unsere pluralistische Gesellschaft einmischen. Miroslav Volf, Professor in Yale und international bekannter Theologe, zeigt in seinem Buch auf, wie ein öffentlich gelebter Glaube aussieht und welchen Unterschied er auf dem Marktplatz der Religionen und Weltanschauungen macht. Dazu ist auch eine kritische Selbstreflexion nötig, damit der Glaube tatsächlich tragfähig, mutig und ganzheitlich werden kann.

 

„Ich wünsche diesem Buch viele Leserinnen und Leser. Ich wünsche unserer Kirche, dass sie sich neu inspirieren lässt von dem Geist, der darin zum Ausdruck kommt. Und ich wünsche unserer Gesellschaft, dass sie neu wahrnimmt, welch kraftvollen Beitrag der christliche Glaube zu ihrem Gedeihen leisten kann.“

Aus dem Vorwort des Ratsvorsitzender der EKD Heinrich Bedford-Strohm

 

„In den letzten Jahren haben viele Christinnen und Christen in zunehmendem Maße (wieder)entdeckt, dass ihr Glaube keine Privatsache ist, sondern eine öffentliche Dimension besitzt. Eine solche Entwicklung zur Ganzheitlichkeit, d.h. zu einem Glauben, der für alle Bereiche des (post-)modernen Lebens von Bedeutung ist, ist aus unserer Sicht sehr zu begrüßen. Gleichzeitig stellen aber auch nicht wenige fest, dass es gar nicht so einfach ist, in der Öffentlichkeit angemessen und verständlich über den eigenen Glauben zu kommunizieren. In unserer postmodernen und postsäkularen Gesellschaft existiert ein neu erwachtes Interesse sowie neue Anschluss- und Verständnismöglichkeiten für Glauben und Religion. Zugleich aber kommen auch neue Ebenen der Kritik an ihnen auf, wie z. B. die häufige Unterstellung, dass, wer der Religion im öffentlichen Raum Platz gewährt, zugleich auch zwangsläufig Gewalt, Fundamentalismus und letztlich dem Terror Tür und Tor öffne. Zudem weisen angesichts der tiefen gesellschaftlichen Umbrüche viele vertraute Weisen den Glauben zu kommunizieren keine Passungsfähigkeit mehr auf. Das gilt für traditionell-konservative Glaubensvarianten ebenso wie für viele modern-liberale. Die sich daraus ergebenden Sprach- und Verständigungsprobleme führen zu Unsicherheiten bei vielen Christinnen und Christen. Besonders die letzten Jahre haben uns gelehrt, dass vieles was in den vergangenen zwei Jahrzehnten über Pluralismus in der Theorie reflektiert wurde, in der komplexen Realität der Praxis nur schwer umzusetzen ist. Ereignisse wie das Auftauchen von Pegida, die Anschläge in Paris im Januar 2015 oder Debatten über sexuelle Vielfalt stehen für unzählige Talkshowdebatten, unwürdige Facebookeinträge und unsichere Diskussionen an der Basis. Sollen oder müssen wir als Christinnen und Christen zu all diesen Themen Stellung beziehen? Wie vertreten wir dabei unseren Glauben? Wo müssen wir Anstoß erregen und prophetisch in unsere Gesellschaft hineinreden und wo stoßen wir an Grenzen, weil wir nicht verstanden werden, da sich die gesellschaftlichen Bedingungen sich längst zu stark von unserer durch den Glauben geprägten Sicht wegbewegt haben?

Das vorliegende Buch, in dem Miroslav Volf die Grundlinien einer Öffentlichen Theologie in gewohnt grandioser Weise darlegt, ist aus vielen Überlegungen, Gesprächen und Forschungen entstanden. Wir sind sehr froh, dass es nun auf Deutsch vorliegt und hoffen, dass es die Debatte um Öffentliche Theologie in Deutschland weiter voran bringt und viele Christinnen und Christen dazu ermutigt sprachfähig(er) zu werden und öffentlich zu glauben.“

Aus der Einleitung von Tobias Künkler und mir.

Ein herzliches Dankeschön geht an Peter Aschoff für die wunderbare Übersetzung, Heinrich Bedford-Strohm für das tolle Vorwort und dem Francke Verlag, der dieses wichtig3 Buch zur richtigen Zeit herausgebracht hat.

 

 

 

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