“Trampelpfade der Hoffnung. Über gemeinsame Aufbrüche in Umbrüchen.”

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Wir leben in einer spannenden und herausfordernden Zeit in der die globalen und gesellschaftlichen Veränderungen unser ganzes Leben durcheinander wirbeln. Und als Christinnen und Christen wollen wir mutig neue Wege gehen und uns aktiv als Gemeinden und Kirchen in die gesellschaftlichen Fragen unseres Lebens einmischen. Um diese Fragen allerdings zu beantworten brauchen wir neue Ausdrucksformen des Glaubens, müssen wir bereit sein alte Muster des Glaubens zu überprüfen und die gesellschaftlichen Veränderungen verstehen, um angemessen darauf reagieren zu können. Unser Glaube muss von den Menschen um uns herum verstanden, ja geschmeckt werden. Dabei stehen wir in einer langen Tradition von Christinnen und Christen die sich immer eingemischt und ihr Glaube wurde in der konkreten Tat sichtbar, ein Erbe, für das wir in Deutschland sehr dankbar sein können. Schon während des römischen Reiches gab es gegenüber Armen, Kranken und Sterbenden eine Kultur der Unbarmherzigkeit, die durch das Mitleid und die praktisch gelebte Nächstenliebe vieler Christen aufgebrochen und verändert wurde. Aus den Klöstern des Mittelalters erwuchsen die ersten Universitäten (Bologna, Paris, Prag und Heidelberg). Die Reformation und der Pietismus lieferten etwas später einen großen Beitrag, dass diese Bildung nicht nur Einzelnen zugängig gemacht wurde, sondern dass die allgemeine Schulpflicht eingeführt wurde. Ja, es ist nicht übertrieben zu sagen, dass es vorwiegend Christen waren, die das Bildungs- und Sozialwesen in Europa maßgeblich prägten, von den Schulen (Comenius) über Kindergärten (Fröbel) und Heimen (Müller) bis zu Genossenschaften (Raiffeisen) und der modernen Krankenpflege (Nightingale). Das prägt Deutschland bis heute und wir sind dankbar in dieser Tradition zu stehen. Aber es ist auch keine Grund sich darauf auszuruhen, sondern wir sind als Christen aufgefordert mit unserem Glauben die Gesellschaft weiter zu gestalten und zu prägen. Dies geschieht immer für, bei und mit den Menschen vor Ort. Christsein ist nichts Abstraktes, nichts, was ausschließlich in einer unsichtbares Welt abspielt, sondern wie wir es schon seit Jesus im Vater unser beten: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden“. Das Reich Gottes wird auf Erden auch in unserem sozialen Miteinander sichtbar. Selbst wenn wir wissen, dass dieses Reich Gottes in einem „jetzt und noch nicht“ steckt, in dem es sich in der Kraft des Heiligen Geistes schon mitten unter uns zeigt und gleichzeitig wissen wir, dass es sich in seiner Vollkommenheit erst mit der Wiederkunft Jesu zeigen wird. Bis dahin wird es ganz unterschiedliche Frömmigkeitsstile und konfessionelle Ausprägungen geben und das empfinde ich als Bereicherung und sehen darin die Größe Gottes. Glaube ist ein Geschenk, das sich gerade durch Teilen vermehrt. Ich glaube, dass das Reich Gottes größer ist als eine Kirche oder ein Gemeindeverband und dass in Zukunft neue Netzwerke des Miteinanders entstehen müssen. Gerade in einer Zeit der tiefgreifenden Veränderungen erleben Menschen dies oft als Bedrohung und Krise. Blickt man in die Geschichte, dann sieht man jedoch, dass große gesellschaftliche Umbrüche oft der Keim für Neues waren. Dies gilt auch in Gottes Geschichte mit den Menschen. Gott rief seine Kirche insbesondere in solchen Übergangszeiten dazu auf, auf Unsicherheiten, Nöte und Bedürfnisse der Menschen zu reagieren und angesichts ungerechter Strukturen und falscher Götzen eine ‘Kontrastgesellschaft’ zu bilden. Auf diese Weise wurde seine Kirche ein sichtbares Zeichen der Hoffnung und Erlösung. Auch jetzt scheinen wir uns in solch einer Zeit zu befinden, man betrachte nur die Globalisierung, die Finanzkrise oder drängende ethische Fragen. Auch hier und heute dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott etwas Großes daraus machen wird. Wie können wir als Christinnen und Christen inmitten dieser sich verändernden Welt Gottes sichtbares Zeichen sein? Und diese Zeichen Gottes sind bunt und vielfältig und zeigen sich in kleinen missionalen Nachbarschaftsinitativen, neuen Stadtteilkirchen oder durch ein gemeinsames Wohnprojekt mit Flüchtlingen. Aber es gibt auch überregionale Aufbrüche, Netzwerke, Ausdrucksformen und Gründungsinitativen wie KIA, icf, emergent Deutschland, Kirchehochzwei, church convention, Fresh X, Migrationsgemeinden – und vielen, vielen mehr. Hier wird Glauben auf ganz unterschiedliche Art sichtbar gemacht. Manche sind erst zaghafte Trampelpfade der Hoffnung, aber je mehr Christinnen und Christen sich darauf bewegen, sich vernetzt und sich unterstützen, je größer werden diese Pfade, ja werden zu sichtbaren Straßen auf denen die Menschen unserer Zeit wieder Orientierung und Sinn finden können. Diese Aufbrüche machen mir Hoffnung und bilden ganz unterschiedliche Teile des Leibes Christi ab, deren Mitte und Verbindung Jesus Christus ist.

1 Comment

  1. Bisher wurde Glaube ja hauptsächlich auf den großen Straßen erwartet, Straßen, die von Kirchenleitungen vorgegeben wurden. Doch Aufbruch kommt immer von unten. Die Trampelpfade sind dafür ein schönes Bild. Dort entsteht hier und dort Aufbruch, diese Hoffnung teile ich mit Dir und vielen Christen, die noch nicht resigniert haben.

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