„Wenn Gott nicht existierte, so wäre alles erlaubt. Ein kurzes Gedenken an den wohl wichtigsten Schriftsteller und Denker des 19. Jahrhunderts.“

Kultur & Glaube

Heute vor 136 Jahren ist Fjodor Michailowitsch Dostojeski gestorben, ein guter Grund kurz innezuhalten um auf einen der weltweit wichtigsten Schriftsteller, Denker, Propheten, Psychologen und Theologen zurückzublicken. Ja, einem Mann, den ich sehr gerne mal kennengelernt hätte und dessen Bücher mich seit nunmehr 25 Jahre faszinieren.

Ausgerechnet sein Todesurteil brachte Dostojeski ins Leben zurück und machte ihn zu einem der bedeutetsten Schriftsteller weltweit. Als junger Autor war Dostojeski Teil der zarenkritischen Zeitschrift „Die Zeit“, diese Tätigkeit und ein öffentlich vorgetragener Brief brachte ihm den Vorwurf der revolutionären Tätigkeit ein und Zar Nikolaus I. wollte ein Example statuieren. Er wurde am 23. April 1849 zum Tode verurteilt und sollte öffentlich gehängt werden. Im Totenkleid stand er zum Tode bereit, da wurde er begnadigt und zu vier Jahren Arbeitslager verurteilt. Auf dem Weg ins Arbeitslager (Omsk in Sibirien) bekam Dostojewskij ein Neues Testament geschenkt. In der Haft war es das einzige Buch, das zur Lektüre freigegeben war. Von diesem Exemplar hat sich Dostojewskij bis zu seinem Tod nicht getrennt und es ist heute im Dostojekskimuseum in St. Petersburg ausgestellt. Hier fand er Antworten auf die Fragen, die ihn sein Leben lang begleiteten: Wie denn der Mensch in dieser Welt leben kann? und: Ob es Heil gibt angesichts aller Zerrissenheit? Und: Wer Gott ist. Diese Fragen nagten an dem intellektuelen und schwermütigen Dostojewski und bestimmten so die Themen seiner großen Romane. Ob „Schuld und Sühne“, „Die Brüder Karamasow“ oder „Die Dämonen“, immer geht es um die Existenz des Menschen und sein Verhältnis zu Gott. Tod und Auferstehung Jesu sind dabei die zentralen Motive im Werk Dostojewskis, die sich als Gegensatzpaar in Verzweiflung und Hoffnung, Leben und Tod sowie Zweifel und Glauben wie ein roter Faden durch sein Leben und sein Werk ziehen. So schrieb er: „Jedes Mal, wenn ich Zweifel und mich nach allem hin und her wieder für Gott entschieden habe, komme ich ihm einen Schritt näher.“ Und sein Leben war voller Zweifel und Schicksalsschläge, so litt er seit seinem Sibierenaufenthalt an Epilepsie, verlor seine erste Frau und seine Tochter durch schwere Krankheit, war spielsüchtig und ständig vor sich selbst auf der Flucht. Aber in all dem sah er auch Gott und verarbeitete diese Erlebnisse in seinen Büchern. Sein Lieblingsbibelvers dabei war: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.” (Joh 12,24) Und er brachte viel Frucht, nicht nur den einzelnen Leserinnen und Lesern bis heute, sondern Dostojewskij gehörte zu den bedeutesten Schriftstellern und Propheten des 19. Jahrhunderts, der sowohl die Theologie (Barth und Brunner), Literatur (Hesse und Mann) als auch die Philosophie (Camus und Satre) und Psychologie (Freud und Adler) maßgeblich beeinflusst hat. Seine Bücher wurden in 170 Sprachen übersetzt.

Danke.

No Comments Yet.

Leave a comment