Heute feiern wir wieder Pfingsten, „Geburtstag der Gemeinde“ und das Fest, an dem der Geist Gottes die Sprachbarrieren der Menschen für einen Augenblick aufgehoben hat und in Jerusalem tausende Menschen aus verschiedenen Kulturen und mit unterschiedlichen Sprachen die heilsbringende Botschaft Gottes verstanden haben (Apg 2). Ein Heilsstrahl Gottes, der sich seitdem immer wieder mitten in unsere Welt leuchtet und Menschen unterschiedlicher Kulturen zusammenführt und uns so dem großen, interkulturellen Festmahl aller Nationen (Jesaja 25,6) näherbringt. Und doch spielte und spielt der Heilige Geist in den christlichen Gemeinden immer wieder eine untergeordnete Rolle, zu unkontrollierbar, zu undefinierbar, zu vielfältig ist diese Geistkraft Gottes. Der britische Theologe Allister Mc Grath hat das mal schön auf den Punkt gebracht in dem er schrieb: „Der Heilige Geist war lange Zeit das Aschenbrödel der Trinität. Die anderen beiden Schwestern sind zum theologischen Ball gegangen, der Heilige Geist mußte immer zu Hause bleiben.“ (Der Weg der christlichen Theologie, 289) Dabei ist der Heilige Geist der Atmen Gottes, ohne den es kein geistliches Leben gibt. Er ist der Lebensspender, der alle Christinnen und Christen der Welt eint und gleichzeitig für eine unglaubliche Kreativität, Vielfalt und Verschiedenheit steht. Ein Geist, viele Gaben (1. Kor 12, 28-31; Eph 4,11); ein Geist viele Ämter (1. Kor 12, 8-12, Eph 4, Rö 12) und aus dem allen eine Frucht des Geistes (Gal. 5,22+23). Aber vielleicht macht uns genau diese Ambivalenz zwischen Einheit und Vielfalt manchmal Angst, aber heute wollen wir genau dies feiern, denn die Kraft des Geistes fließt in uns Menschen wie durch eine Mehrfachsteckdose, an der ganz unterschiedliche “Geräte” angeschlossen sind, die aber alle aus derselben Stromquelle gespeist werden. Zwar haben die unterschiedlichen Geräte verschiedene Aufgaben, die einen dienen mit „Licht“, die anderen „sorgen für Musik“ und wieder andere „lassen den Computer“ laufen, doch werden sie alle aus derselben Kraftquelle gespeist. Gut, dass es nicht nur Licht oder Musik gibt, sondern eine Vielfalt, die das Leben wirklich abwechslungsreich und attraktiv macht. In diesem Sinne ein gesegnetes Pfingstfest.
Bild: „Ausgießung des Heiligen Geistes“ von El Greco.
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