„Weihnachten zwischen Hoffnung und Hilflosigkeit. Gedanken über die Verletzlichkeit Gottes in der Krippe.“

Uncategorized

 

„Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“ Lukas 2,12

 

Wir haben uns daran gewöhnt, Weihnachten heißt: Gott wurde Mensch. Und wir feiern das zu Recht und zelebrieren die Hoffnung, die unsere Gegenwart verändert. Was wir dabei oft vergessen: Die Hilflosigkeit dieses Kindes in der Krippe. Die Verletzlichkeit in einer grausamen Welt, an der sich bis heute in vielen Teilen nicht viel geändert hat. Und Hoffnung und Hilflosigkeit hängen vielleicht näher zusammen, als sie auf den ersten Blick scheinen, denn Die Hoffnung kommt aus der Hilflosigkeit heraus. Gerade da, wo wir Hilflosigkeit erleben und an der Verletzlichkeit zu scheitern drohen, wenn der Schmerz über die Gottlosigkeit dieser Welt einen übermannt und die Hoffnung der Hilflosigkeit zu unterliegen droht, genau dann, dann schauen wir in die Krippe. Diesem hilflosen Kind entgegen, notdürftig von Blut und Fruchtwasser gereinigt, liegt es da – und es ist schon verrückt, in diesem verletzlichen Wesen den Retter der Welt zu sehen, dem König, vor dem wir an Weihnachten niederknien. In diesem Beugen vor dem Kind wird die ganze Demut des Glaubens sichtbar, kein eigenes Tun, kein Besserwissen, kein Verurteilen, kein eigener Anspruch, sondern selbst hilflos werden. Und jede Mutter und jeder Vater weiß, wie angewiesen das Baby auf sie ist. Das passt so gar nicht in mein Bild, der angewiesene Gott, der sich so abhängig macht von uns Menschen. Nur mit uns Menschen kann er seine Mission erfüllen, eigentlich undenkbar, so viel Schwachheit in einem Gott. Ein unendlicher Gott in einer endlichen Geschichte. Gott selbst beschränkt sich in Jesus und bleibt doch Gott. An der Krippe drehen sich dadurch die Machtverhältnisse dieser Welt, kein Triumphalismus, kein politisches Königreich, kein „jetzt wird aber mal aufgeräumt“, keine Durchsetzung mit den Mitteln dieser Welt, sondern das Reich Gottes beginnt in Verletzlichkeit und Machtlosigkeit – in einer Krippe. Deshalb hoffen und beten wir, dass der Friedefürst mit der Macht der Krippe Frieden stiftet, gerade da, wo wir es kaum noch für möglich halten. So wird das Leiden von uns Menschen zum Leiden Gottes. Die Hilfslosigkeit von uns Menschen zur Hilflosigkeit Gottes und die Verletzlichkeit von uns Menschen zur Verletzlichkeit Gottes. Und immer da, wo ich mich mit dieser Hilflosigkeit, Verletzlichkeit und Machtlosigkeit identifiziere, wo ich meine Ansprüche loslasse und dem Kind in der Krippe vertraue, genau da wird es Weihnachten. Gott wurde Mensch. Ich kann es kaum glauben….

In diesem Sinne wünsche ich allen meinen Leserinnen und Lesern ein hoffnungsvolles Weihnachtsfest!

 

Bildquelle.

 

No Comments Yet.

Leave a comment