„Warum steckt ihr so viel in interne Debatten? Ihr werdet da draußen gebraucht!“ Einblicke in den Studientag „Zukunftskunst.“

Kultur & Glaube

Los geht´s! Der Studientag Zukunftskunst eröffnete im wahrsten Sinne fulminant. Der Präsident des Wuppertal Instituts Uwe Schneidewind legte gleich los und kritisierte das Klimapaket der Bundesregierung, weil es auch bei den ökologischen Fragen in unserer Zeit um die Fragen der sozialen und ökonomischen Gerechtigkeit geht. Das Ziel, so Schneidewind, ist, dass wir in einer Welt leben, in der jeder Mensch ein würdevolles Leben haben kann. Und dazu gehört auch die ökologische Verantwortung, aber diese alleine greift zu kurz, weil die Hoffnung in der Ökologie oft ein sehr kurzatmiger Begriff ist. Deshalb braucht es die Kirche, denn der theologische Hoffnungsbegriff geht viel weiter, weil die Hoffnung Gottes eine tiefere Dimension berührt und ein lebendiges Feuer in uns entfachen kann. Die Hoffnung Gottes ist ein Geschenk an uns Menschen. Darüber sollten wir unendlich dankbar sein, so Schneidewind. Aber er ermahnte die Kirche auch, und sagte: „Meine Frage an die Kirche: „Kirche muss stärker nach außen gehen. Warum steckt ihr so viel in interne Debatten? Ihr werdet da draußen gebraucht!“ Wir brauchen die theologische Orientierung und Hoffnung der Kirche.

Im zweiten Vortrag wurde die eingeschlagene inhaltliche Linie vom EKD Ratsvorsitzenden Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm fortgeführt mit der Frage: „Wie kann Kirche zum Change Agent und zur Hoffnungsträgerin in unserer Welt werden?“ Und Bedford-Strohm startete auch gleich provokant mit der Frage „Welche Frage wird Gott mir als Richter mal stellen?“ Denn wir werden alle Rechenschaft abgeben müssen, über das was wir tun oder auch nicht tun. Das gilt auch für die Kirche, die den Auftrag hat, Gott und die Nächsten zu lieben und angelehnt an Dietrich Bonhoeffer sagte Bedford-Strohm: „Kirche ist nur Kirche, wenn sie Hoffnung ausstrahlt!“ Denn Hoffnung sei das, was die Menschen heute bräuchten und nur aus dieser Hoffnung Gottes heraus kann die Kirche ein Change Agent sein. Aber sie muss sich auch kritisch fragen lassen, ob die Menschen die Kirche überhaupt so sehen? Die Identität der Kirche zeigt sich nicht in der Abgrenzung zur Welt, sondern als Salz der Erde und Salz braucht den Kontakt zur Welt, sonst ist es nichts nütze! Denn auch wenn die Welt durch die Sünde gestört ist, bleibt sie Gottes geliebte Welt. Die Versöhnungsbotschaft Gottes hat in Christus die Welt versöhnt (2. Kor 5) – die ganze Welt! Deshalb sind wir Gottes gute Hoffnungsboten mitten in der Welt. Denn die christliche Botschaft ist die beste Hoffnungsbotschaft für diese Welt! Auch in aller Verzweiflung und allem Leid gilt dies: Niemand ist näher dran an der Verzweiflung der Menschen als der Mann am Kreuz! Dabei hat das Leben hat das letzte Wort!

Der dritte und letzte Vortrag kam von Dr. Sandra Bils, die mit Urlaubsbildern aus Finnland einstieg und die Teilnehmenden mitnahm in eine faszinierende Bibliothek, die nicht nur Bücher anbietet, sondern Menschen zum Lesen und Leben verführt, in der es eine Kaffee-Flatrate und Rotwein gibt und Kinder auf dem Boden ihre Bücher anschauen dürfen. In der es Videospiele zum Spielen gibt und deren Atmosphäre so gut ist, dass sie zum Lieblingsort vieler Finnen geworden ist. Wie konnte das passieren? Eine Bibliothek, die ihr Wesen verändert hat? Und Sandra Bils fragte: Was wäre, wenn das mit Kirche passieren würde? Wenn Kirche zu einem neuen Lieblingsort werden würde? Ein Ort, wo wir gerne hingehen und bleiben? Dafür müssen wir aber die Frage nach dem Warum stellen? Warum brauchen wir Kirche? Was brauchen die Menschen in unserem Stadtteil? Es reicht nicht zu fragen: Was machen wir? Und auch nicht: Wie machen wir es? Wir müssen grundsätzlicher fragen! Und dann nahm uns Sandra Bils an der Hand und erklärte anhand von Gottes Mission ausgehend, warum wir Kirche brauchen. Das tat sie anhand der mission shaped church der anglikanischen Kirche. Sehr spannend und einleuchtend.

Im Anschluss an die Vorträge gab es ein großes Zukunftscafé, in dem die vielen Impulse in lebendigen Kleingruppendiskussionen aufgenommen, reflektiert und hinterfragt wurden. Die Ergebnisse wurden im abschließenden Plenum vorgestellt.

Miriam Tölgyesi erstellte von den Vorträgen fantastische graphic recording. . Dazu gab es eine inspirierende Fotoausstellung von Gofi Müller: wirklich wirklich. Vielen Dank! Auch ein großes Dankschön an die vielen Helferinnen und Helfer, die den Studientag überhaupt erst möglich gemacht haben!

Und hier ein paar weitere Berichte:

schöner Bericht von evangelisch.de mit drei vertiefenden Videointerviews der Hauptreferent*innen.

Sabine Ulrich in Kirchgezeiten.

Friederike Erichsen-Wendtin Zwischengerufen.

Und hier alle Vorträge online zum Nachhören!

 

 

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