“Werkstatt-Tag Theologie & Lobpreis”

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Es gibt ja Tage auf die freut man sich besonders, der Werkstatt-Tag “Theologie & Lobpreis” gehört bei mir zweifelsohne dazu und das hat gleich mehrere Gründe!

Gemeinsam für eine neue Lobpreiskultur

Vor zwei Jahren haben wir die deutschlandweite Studie “Generation Lobpreis” veröffentlicht, die auf große Resonanz stieß und einige Debatten angestoßen hat. Eine Frucht dieser Debatten ist die Werkstatt-Tag, was mich als Forscher natürlich besonders freut, wenn die theoretischen Ergebnisse Auswirkungen auf die kirchliche Praxis haben und dort aufgenommen werden.

Das Besondere an diesem Werkstatt-Tag ist, dass Menschen aus Musik, Wortkunst und Theologie zusammen kommen und gemeinsam darüber nachdenken, welche Bedeutung Lobpreis hat und was man voneinander lernen kann. In den Vorbereitungen war ich sehr überrascht über die Offenheit und Lernbereitschaft von allen Beteiligten und so freue ich mich, wenn wir gemeinsam an einen theologisch verantwortlichen Lobpreis arbeiten.

Die Prägekraft von Lobpreis – eine große Verantwortung für Lobpreisleitende

Längt haben die Lobpreisleiter:innen die Pastor:innen und Pfarrer:innen als prägende Kraft für den eigenen Glauben abgelöst und auch deshalb ist es wichtig theologisch verantwortlich mit Lobpreis umzugehen. Die „Feiert Jesus Liederbücher 1-6“ sind eine Art „neue Bibel“ für die Generation Lobpreis geworden und haben eine sehr hohen Prägekraft. Die Lieder stammen aus einer ganz eigene Szene, die international geprägt ist von Hillsong, einer australischen Gemeindegründungsbewegung, die sich in den letzten Jahren über die ganze Welt ausgebreitet hat und es radiotaugliche Lobpreissongs bis in die US Charts schafften. Aber auch in Deutschland gibt es eine feste, über Jahrzehnte entwickelte Lobpreisszene, die von Namen wie Albert Frey, Jennifer & Martin Pepper, Arne Kopfermann, Lara Neumann, Lothar Kosse, der Outbreakband oder Könige & Priester. Dazu kommt eine starke gemeindliche Verortung von eigenen Lobpreisbands.

Beispiel Gottesbild im Lobpreis

Wenn wir jetzt einen Blick in die Feiert Jesu Liederbücher werfen, dann stellen wir fest, dass genau dieses Gottesbild in den meisten Lobpreisliedern vorkommen. Vor allem der König, der immer da ist, der machtvoll im Hintergrund die Fäden meines Lebens in der Hand hält und für den ich alles mache spielt als Methapher eine entscheidende Rolle, wie zum Beispiel in „Für den König, für den Herrn, für ihn geben wir uns hin.“ (Feiert Jesus 2013, 11) oder „Königlich strahlt dein Licht. Du bist ewiglich, niemand kommt dir gleich.“ (Feiert Jesus 2013, 29) Aber insgesamt kommt der König erstaunlich oft vor: als König: 3; 7; 8; 16; 24; 27; 30; 32; 43; Feiert Jesus 2013, 2; 3; 6; 10; 11; 15; 24; 29; 31; 34; 45 (Feiert Jesus 2008) oder auch: vor dem Thron Gottes:, 7; 16; 24; 42 (Feiert Jesus 2013). Hier scheint es eine gewisse Monothematik zu geben, denn außer dem König kommt häufig der Vater oder der Schäfer vor, während, Mutter, Ehemann, Geliebte, Begleiter, Krieger, Richter, Fürsprecher, Befreier Hebamme, Bauer, Wäscherin etc. kaum vorkommen. Dies gilt dann gleichermaßen für die abgedeckten Themen, denn Trauer, Verzweiflung oder soziale Gerechtigkeit kommen kaum vor. Hier scheint es zum einen Nachholbedarf zu geben und zum anderen wird auch die große Verantwortung der Lobpreisschreiber*innen und Leiter*innen deutlich, denn sie prägen das Gottesbilder jungen Generation weit mehr als die Prediger und Theologinnen.

Für wen ist der Werkstatt-Tag?

Der Werkstatt-Tag wird Impulse aus allen drei Richtungen (Musik, Wortkunst und Theologie) bringen, um dann gemeinsam und interaktiv in konkreten Workshops zu arbeiten. Wenn du dich also für Lobpreis und/oder einen der Bereiche interessierst bist du genau richtig.

 

Beschreibung der einzelnen Workshops und die Möglichkeit der Anmeldung gibt es hier!

 

Hintergrund des Werkstatt-Tages: Studie „Generation Lobpreis“?

Für uns bringt der Begriff „Generation Lobpreis“ etwas zum Klingen, das sich durch fast alle Ergebnisse hindurchzieht und stimmig ist mit dem Gesamtbild, das wir aus der Vielzahl und Vielfalt der Ergebnisse gewonnen haben. Einerseits spielt ganz faktisch der Lobpreis eine wichtige Rolle. Uns war das vorher bewusst, jedoch hat uns überrascht, wie intensiv Lobpreis im Glauben der evangelisch hochreligiösen Jugendlichen verortet ist und welch tiefe und beispielhafte Bedeutung er für das eigene Glaubensleben hat. Dabei geht es nicht nur um Lobpreis als Musik, sondern es geht um das Lebens- und Glaubensgefühl, das Lobpreis vermittelt. Hierin zeigt sich auch das, was man eine Individualisierung, Emotionalisierung oder Subjektivierung des Glaubens nennen könnte. Dies gilt für das Gottesbild (höchster Wert: Gott liebt mich bedingungslos) wie für die Glaubenspraxis (Lobpreis ist eine wichtigere Quelle des Glaubens als Gebet und Bibellesen), für die Kirche (höchster Wert: Gemeinschaft) oder die Motivation zum Ehrenamt (höchster Wert: weil es Spaß macht).

Mehr zur Studie “Generation Lobpreis”

Vertiefung: „Lobpreis als Liturgie der Jugend oder: Der Verlust an Körperlichkeit im Glauben. Ein Blick durch die „Rosa Brille“ auf die Generation Lobpreis.“

 

 

 

2 Comments

  1. Vielen Dank, dass Ihr den Werkstatt-Tag macht. Ist absolut überfällig beim Thema Lobpreis aus der Monothematik auszubrechen. Vielleicht schafft Ihr es noch Arne Kopfermann einzuladen. Zum Thema Trauer und Verzweiflung hat er einiges zu sagen.
    Wir haben bei uns in der Kirche auch festgestellt, dass das Thema “Zweifel” im Lobpreis komplett fehlt. Wir singen in unserer Kirche seit einiger Zeit im Lobpreis immer wieder den Song “Believe” von Mumford and Sons, wo es im Refrain heißt: “I don’t even know, if I (wanna) believe” -hat vielen Leuten, die noch nicht wissen, ob sie glauben können oder wollen sehr geholfen.

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