“Gastfreiheit – Teil 2: Eine Kultur der Gastfreiheit” – Ein Gastbeitrag von Arne Bachmann

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Im letzten Blogpost habe ich beschrieben, wie gerade die leibliche Exponiertheit, die Ko-Präsenz und die Ankunft des Gastes wesentlich für christliche Vergemeinschaftung sind. Dabei habe ich insbesondere die Gastfreiheit als eine Freiheit durch den Gast betont.

Hier soll jetzt andersherum gefragt werden, wie diese Gastfreiheit uns prägen kann und was es heißt, für den Gast frei zu sein, sich dem Anderen zu öffnen und eine Vergemeinschaftung zu leben, die ein Aroma der göttlichen Gastlichkeit ist: nicht, weil sie diese einfach so verkörpern könnte, sondern weil sie von dieser bewegt ist und uns die Gastlichkeit Gottes neu schmackhaft machen kann. Es geht also darum, wie wir diese Gastfreiheit oder Gastlichkeit kultivieren können, wenn es doch gar nicht an uns liegt, ob überhaupt jemand zu Gast bei uns ist. 

 

Denn wenn ich hier von Gastlichkeit und Gastfreiheit spreche meine ich das auf zwei Ebenen. Einerseits auf der Ebene der konkreten Praxis: hier könnte man wirklich an die vielen Praktiken der gastlichen Beherbergung anderer, der gemeinsamen Mahlzeiten, des gegenseitigen Besuchens denken, wie auch an die gelöste Stimmung, wenn man zusammen Mahlzeiten vorbereitet, aber auch an Suppenküchen, an Brunchgottesdienste für junge Familien, an das Feierabendmahl oder das koinonia-Mahl, an Vesperkirchen oder die Pop-Up-Kirche, die ganz bewusst irgendwo kurzfristig zu Gast ist.

Auf einer anderen Ebene handelt es sich bei Gastlichkeit um eine Orientierungsfigur, die ein Bild davon skizziert, wie christliche Vergemeinschaftung überhaupt verstanden werden kann: Was meinen wir überhaupt mit „Vergemeinschaftung“? Wie kann man gute und schlechte Formen der Vergemeinschaftung voneinander unterscheiden? Wie kann man das, was man erlebt hat, neu verstehen und wie kann dieses neue Verständnis auch Wege in eine neue Praxis öffnen? Denn so ein Begriff wie „Gemeinschaft“, aber auch „Kirche“ ist ja keineswegs selbstverständlich. Beide Begriffe sind durch eine lange Begriffsgeschichte gezeichnet und manchmal auch verzeichnet. Deshalb kann es auch helfen, immer mal wieder das Vokabular zu wechseln um das Eingespielte unserer Verständnisse von „Gemeinschaft“ und „Kirche“ in Frage zu stellen – um uns vielleicht überraschen und ‚transformieren‘ zu lassen, weil das scheinbar Vertraute nun verfremdet wird.

 

Sich selbst als Gast verstehen

Gastlichkeit als eine Orientierungsfigur christlicher Vergemeinschaftung erschüttert zunächst einmal unserer ganz festen Vorstellungen davon, was Kirche ist. Wir meinen zu wissen, was eine Kirche ist und wer dazu gehört, wo die Grenzen verlaufen, was zu erwarten ist etc. Doch die Kirche aus der Gastlichkeit zu verstehen heißt, dass es kompliziert wird einzuordnen, wer hier eigentlich Gast und wer Gastgeber ist. Um eine komplexe Geschichte etwas abzukürzen, schlage ich vor, dass erst einmal niemand von uns der souveräne Gastgeber sein kann, der sich dann ganz großzügig dem Anderen öffnet. Wir sind zunächst selbst Gäste. Das heißt dreierlei. Zum einen, dass wir nicht die volle Kontrolle darüber haben, wer noch dabei ist. Wir haben also kein reines Heimatrecht, auch wenn wir uns schon länger mit dieser Gruppe, mit diesem Gebäude oder mit diesem Ort verbunden fühlen. Wir sind nicht die Türsteher der Gnade Gottes. Es mag sein, dass wir uns besser auskennen oder länger dabei sind und dennoch gilt: Kirche ist kein Heimspiel. Das wurzelt auch in der alttestamentarischen Erzählung, die den Bezug zu unseren Identitäten und Heimaten lockert: „Darum sollt ihr auch die Fremdlinge lieben; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland.“ (Dt 5,19). Hier wird eine ganz prekäre Identität aufgebaut, eine kreative Nicht-Souveränität: als Fremde sollen wir uns den Fremden zuwenden. An unser eigenes Fremdsein sollen wir uns erinnern: an Episoden des Fremdseins in der (und in unserer) Geschichte, aber auch an unser ganz prinzipielles Fremdsein als „Gäste auf Erden“.  Das geht aber nur insofern wir nicht fürchten müssen, aus der Welt zu fallen, insofern wir also nicht wie der ältere Sohn im Gleichnis der verlorenen Söhne (Lk 15,11-32) von der Angst beherrscht werden, zu kurz zu kommen, abgewertet zu werden oder aus der Welt zu fallen. Hier ist die Erinnerung an das zu-Gast-sein eine Erinnerung daran, dass wir als Person nicht auf dem Spiel stehen, dass wir aus einer unverdienten Zuwendung Gottes leben, die uns hilft, mit klarem Kopf, offenen Augen und ohne Angst uns auf die Welt und den Anderen einzulassen. Das heißt auch: wir brauchen die konkrete Erfahrung der Solidarität und der Zuwendung, wie sie etwa ein Gast erlebt, um selbst gastlich sein zu können. Zu Gast sein zu dürfen heißt erst einmal, einen Ort zu haben, der in der Beziehung Gottes zu mir begründet ist; selbst wenn ich alltäglich erfahren sollte, dass mir in der Gesellschaft der beständigen Konkurrenz um knappe (Aufmerksamkeits-)Ressourcen ständig der Platz streitig gemacht wird und selbst, wenn ich nicht meine, einen Platz zu haben oder zu verdienen. Zu-Gast-Sein zu dürfen heißt also für den Einzelnen, dass er diesen einen Platz nicht erkämpfen braucht und deshalb auch nicht verlieren kann. Für eine Gemeinschaft, die sich so versteht, bedeutet das zugleich auch eine Entlastung. Eine Entlastung davon, immer für alle da sein zu müssen. Und eine Entlastung von dem Gefühl des Versagens, dass auf so einen hohen Anspruch notwendigerweise folgt.  Es geht nicht zuerst um ein besseres Begrüßungsteam oder eine noch – gezwungene? – einladendere Atmosphäre, sondern um eine Kultivierung des Bewusstseins, dass wir gemeinsam zu Gast sind und aus der Gastlichkeit Gottes leben. Doch gerade, weil man aus diesem zu-Gast-Sein lebt, kann man sich angstfrei dem Anderen zuwenden.

Drittens heißt das, dass Gemeinschaft hier so verstanden wird, dass sie eine Größe im Entstehen ist. Sie besteht nicht aus einer fest konstituierten Gruppe, die sich dann auch noch dem Anderen öffnet, sondern sie besteht in und durch die gastliche Begegnung. Manchmal spricht man auch von fluider Vergemeinschaftung, in der jeweils die Grenzen der Zugehörigkeit neu bestimmt werden können. Ich bevorzuge es, von ein Gemeinwerden zu sprechen: einem gemeinsamen Werden, einen Prozess, bei dem etwas Neues entsteht und die Gemeinsamkeiten nicht die Voraussetzungen der Vergemeinschaftung sind, sondern deren Folge. Alte Gäste und neue Gäste erleben im Zeichen der Gastlichkeit Gottes, wie sich eine neue Gemeinschaft konstituiert hier jeweils formt. Man denke nur an die ganz simple Frage: wer steht jetzt hier mit mir versammelt um den Altar, wenn es das Abendmahl gibt? Es sind jetzt diese hier – und die, die durch andere Medien mit uns verbunden sind –die hier als vorübergehende Gemeinschaft erscheinen. Das heißt auch: ganz unerwartet kann eine neue Nähe zwischen Menschen entstehen, die nichts gemeinsam zu haben scheinen, aber es können auch gesunde Distanzen und nicht mehr gesunde Formen des Übersehens und der Ausgrenzung entstehen. Eine Gemeinschaft, die nicht über feste Formen von „drinnen-draußen“ Grenzen verfügt ist dadurch nicht unbedingt inklusiver, sondern sie hat vielleicht mit neuen Formen der Ausgrenzung zu kämpfen. Vielleicht ersetzt die „ästhetische Ausgrenzung“ derer, die nicht interessant genug wirken, die frühere ethische oder theologische Ausgrenzung. Das heißt: eine solche Gemeinschaft der Gäste, eine Gemeinschaft im Entstehen, ist von einem Bewusstsein für die eigenen Exklusionsmechanismen geprägt, ohne dabei der Illusion zu unterliegen, man könne die Welt umarmen und alle immer willkommen heißen.

 

Störungen

Mir ist es wichtig zu betonen, dass es hier nicht um ein idealisiertes Selbstbild von Gemeinschaft geht, die sich nun selbst einbildet, sie wäre offen und divers. Es geht um die konkreten Begegnungen und nicht um ein neues Ideal. Und das heißt, dass ganz besonders die Störungen, die Irritationen einen Ort im Gemeinschaftsleben haben. Das, was vielleicht in mir Befremden oder Unwohlsein auslöst, kann vielleicht genau die Art von Zumutung sein, die in der gastlichen Vergemeinschaftung steckt. Vielleicht – so müsste man dann fragen – ist es also keine gute Idee, wenn Kirche ganz alternativlos darauf setzt, eine Art zweite Familie oder eine geistliche Heimat zu sein. Nicht, weil sie das nicht auch immer für einige werden könnte, sondern weil in der gastlichen Begegnung diese Heimatgefühle auch empfindlich gestört werden können.

Ich will gleich anfügen, was ich damit nicht meine. Ich meine nicht die falsche Furcht vor „Grüppchenbildung“, die manchmal verbreitet wird oder der Anspruch, dass persönliche Attraktion, Sympathien, Antipathien etc. keinen Ort haben dürften. Soweit ich das überblicke, gilt wohl in sozialen Zusammenhängen weiterhin, dass „gleich und gleich gesellt sich gern“ stärker ist als der Satz „Gegensätze ziehen sich an“. Der Fakt, dass attraktive Vergemeinschaftung oft damit beginnt, dass ich Menschen finde, mit denen ich auf einer Wellenlänge liege, ist nicht das Problem der gastlichen Vergemeinschaftung. Die Probleme beginnen damit, dass man diese Erfahrung zu sehr idealisiert. Dabei täuscht man sich zum einen oft über das Ausmaß an Gemeinsamkeiten, was angeblich zwischen uns herrschen soll und zum anderen geht mit idealisierten Heimatgefühlen auch eine Abwehr aller Fremden Einflüsse einher.  Formen der Verbundenheit, der Vertrautheit etc. bleiben in vielen Kontexten so etwas wie der soziale Herzschlag, aber die Gastfreiheit beginnt eben dort, wo dieser soziale Herzschlag aussetzen darf, weil das, was die Gemeinschaft am Leben erhält nicht ihre Fähigkeit ist, Heimatgefühle zu bedienen, sondern die gastliche Zuwendung Gottes.

Was damit auch einhergeht: ob eine soziale Gruppe, eine Kirche etc. gastlich ist, das entscheidet nicht allein die Gruppe selbst. Wir sahen ja schon, dass es auf die Ankunft des Gastes ankommt, der uns überhaupt erlaubt, Gastlichkeit zu erweisen. Aber es ist auch der Gast selbst, der darüber entscheidet, ob sich die Gastlichkeit bewährt hat. Gastlichkeit kann schief gehen und das Selbstbild und das Fremdbild einer Gruppe stimmen selten überein. Keine Kirche kann einfach so gastlich sein, sie kann es nur werden, dank dem Gast, der kommt. Denn die Gastlichkeit wurzelt nicht in dem, was Kirche tut, sondern in dem, was uns gemeinsam geschieht. Deshalb kann Kirche als gastliche Gemeinschaft nur eine Gemeinschaft im Werden sein: keine Kirche IST gastlich, sie kann es nur – je neu – werden.

 

Raum geben

Worin besteht denn nun ein Ethos, dass sich diesen Störungen öffnet? Worin besteht denn nun die Gastlichkeit als Freiheit fürden Anderen? Wir sahen, wie es gerade die Erfahrung des zu-Gast-seins war, die es uns ermöglichte durch die Ankunft des göttlichen Gastes zu erfahren, dass wir einen Ort haben und als Person nicht mehr auf dem Spiel stehen. Deshalb kann man sich zugleich angstfrei anderen zuwenden, weil es nicht mehr primär und allein um die ängstliche Selbsterhaltung oder den Selbsteinschluss in Räume stickiger Vertrautheit geht.

Eine ganze wesentliche Geste in der gastlichen Beherbergung anderer ist – metaphorisch oder ganz wörtlich – das Raum geben. Ich gebe anderen einen Ort, an dem er sein kann. Aber ich lasse dem Anderen auch Luft zum Atmen; ich bedränge ihn nicht, gaukle keine angestrengte Gemeinsamkeit vor und integriere ihn nicht sofort in den Raum gemeinsam ausgehandelter Verpflichtungen. Man kann hier auch von einem „distanzwahrenden Entgegenkommen“ sprechen. Das klingt nach einem Gegensatz, denn wenn man jemanden entgegenkommt, reduziert man doch die Distanz, oder nicht? Wenn man sich aber etwa Abrahams Entgegenkommen (Gen 18) vor Augen führt, dann sieht man, wie er den Gästen entgegeneilt und sie zum Bleiben bewegt und ihnen gleichzeitig Raum gibt, sie nicht bedrängt, sondern sie sich in der Distanz vom Zelt unter dem Baum ausruhen lässt. Diese Raum-Geben scheint ganz zentral für eine gastliche Vergemeinschaftung zu sein und es beinhaltet immer ein Spiel von Nähe und Distanz, von Beziehungsangeboten und „nicht zu nahe treten“. Das ist dann noch einmal deutlich anders als bei Formen der Vergemeinschaftung, die ganz auf Nähe setzen, auf Einheit, Intimität und wortlose Vertrautheit. Hier wird mit Distanz nicht nur gerechnet, sie wird sogar kultiviert, weil in dieser ethischen Distanz auch erst die Möglichkeit steckt, den anderen nicht zu vereinnahmen, sondern ihm Freiheit zu geben ohne jedoch bei einer ethisch unverbindlichen Indifferenz stehen zu bleiben.

Eine gastliche Vergemeinschaftung ist also zunächst eine passagere Vergemeinschaftung, eine Gemeinschaft im Vorübergehen, die nicht immer auf ewig angedacht sein muss, die aber dennoch den Anderen nicht nur sich selbst überlässt, sondern welche einen Raum eröffnet, in dem sich Verschiedenes ereignen kann. Das beinhaltet auch eine Form der Differenzkultur. Die Andersartigkeit des Anderen soll gerade nicht auf das reduziert werden, was ich von ihm zu verstehen meine. Überhaupt ist man etwas zurückhaltender dabei, bevor man behauptet, man kenne die anderen Gäste, weil man ahnt, dass sie eine ganz eigene Geschichte haben, die sie hierher geführt hat, die keinem von uns offen steht. Doch das heißt auch, mit Irritationen leben zu lernen und auch Distanzen auszuhalten, weil Kirche dann nicht mehr einfach fraglose Beheimatung bietet, sondern gemeinsames auf-dem-Weg-Sein, ein gemeinsames Werden zusammen mit anderen, mit denen man nicht immer sicher sein kann, dass man schon viel miteinander gemein hätte.

 

Gastliche Räume

In einem letzten Punkt soll es noch einmal um die Räume gehen, in denen wir uns wiederfinden. Eine gastliche Form der Vergemeinschaftung braucht meines Erachtens vier Arten von Räumen, die auch im übertragenen Sinne als Beziehungsräume verstanden werden können: es braucht Freiräume der Gastlichkeit, Spielräume der Gastlichkeit, Rückzugsräume der Gastlichkeit und Erprobungsräume der Gastlichkeit.

Wenn ich von Freiräumen der Gastlichkeit spreche, meine ich, dass in einer Gemeinschaft nicht alles durchgeplant sein darf. Es muss Räume und Zeiten geben, die für das Unvorhergesehene freigehalten werden. Das kann klassischerweise das Gästezimmer sein, aber auch bauliche Freiflächen, Parkbänke, etc. Aber auch Zeiten, die nicht ganz verplant sind, gehören dazu,  um der Nichtplanbarkeit gastlicher Vergemeinschaftung Rechnung zu tragen.

Zweitens können wir von Spielräumen der Gastlichkeit sprechen. Das sind Räume, die ein ungezwungenes Anknüpfen ermöglichen und in denen der Gast in seinem eigenen Tempo Nähe und Distanz selbst bestimmen kann. In der soziologischen Literatur wird dafür teilweise die front porch in den USA als Beispiel genommen: jene Veranda, die insbesondere in den Südstaaten zur Straße hin ausgerichtet ist und die zu beiläufigen Kontakten mit dem Passanten einlädt, weil sie als ein Ort zwischen draußen und drinnen fungiert.

Drittens kann von Rückzugsräumen der Gastlichkeit gesprochen werden. Hier geht es um Räume des Rückzugs aus der Gemeinschaft und des Rückzugs in die Gemeinschaft. Die Zumutung, mit anderen zu leben erfordert es auch, dass es Zufluchtsstätten gibt, in denen man vor dem ständigen Zugriff der anderen geschützt ist, aber auch Räume der Anonymität, die es erlauben, dass man fern steht (Lk 18,13).

Zuletzt kann man auch von den Erprobungsräumen der Gastlichkeit reden. Mit dem Wort Erprobungsräume beschreibt man in den letzten Jahren neue Formen der Vergemeinschaftung am fremden Ort. Kirche wird hier vor allem vom „zu-Gast-Sein“ her verstanden. Kirche als ein Netzwerk verschiedener Orte kann auch an ungewöhnlichen Orten neu Gestalt annehmen. Etwa als Pop-Up-Church kann Kirche am anderen Ort entstehen und für befristete Zeit gastliche Orte gestalten. Doch dies gehört auch zu einem Grundmerkmalen der Kirche, die als „wanderndes Gottesvolk“, nirgends ganz zuhause sein kann, sondern „da und dort zu Gast sein, zelten, kampieren, aber im besten Fall Aufenthaltsbewilligung, keiner Niederlassungs- oder Bürgerrechte haben kann.“  (KD IV/3.2 368)

Wir sahen also hier skizzenweise, wie ein neues Nachdenken über Vergemeinschaftung, über Leiblichkeit, Sozialität und Kirche aussehen kann. Dass dabei kein Drei-Punkte-Plan zur kirchlichen Erneuerung entstehen kann, ist allein schon dem Fakt geschuldet, dass Kirche hier so verstanden wird, dass sie aus dem Widerfahrnis des zu-Gast-Sein Gottes entspringt. Insofern können diese Hinweise nur Orientierungspunkte sein, um eine Kultivierung der Gastlichkeit anzuregen. Mir scheint das Thema heute sehr wichtig zu sein, da es zentral auch um die Frage geht: welche Sozialformen wird denn der christliche Glaube künftig erfinden, (wieder-)entdecken und bewahren? Die Antwort, die hier darauf gegeben wird, zielt eher darauf, wie sich so etwas anfühlt und weniger darauf, wie das konkret vor Ort auszusehen hat. Ich für meinen Teil kann jedoch sagen: wo immer sich für mich Kirche und der Glauben sinnvoll, belebend etc. angefühlt hatte, dann dort, wo etwas vom Geist der Gastlichkeit zu spüren war und dort, wo ich selbst herausgerissen wurde aus der drohenden Selbstvergiftung.

Ein Beitrag von Arne Bachmann, Universität Heidelberg

Teil 1: Gastfreiheit – als Freiheit durch den Gast

 

Die ganze Serie: “Die Verwandlung der Kirche”

Teil 1: Nichts wird wieder wie es war und genau darin liegt die Chance.

Teil 2: Wie kann Kirche dem Vergemeinschaftungskomplex entkommen?

Teil 3: Zwischen Euphorie und Ermüdung

Teil 4: Hybride Kirche: Remix im Reich Gottes

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